Lautsprecher -
aus Strom werden Klangfarben
D
ie vom Verstärker kommenden
Musiksignale werden vom Laut-
sprecher - auch Schallwandler
genannt - in nutzbare Schallenergie
umgesetzt. So weit, so gut. Doch gerade
hier ist das Marktangebot enorm, gera-
dezu unüberschaubar. Schon deshalb
erscheint es sinnvoll, Kategorien zu fin-
den, um die Vielfalt in Gruppen unter-
teilen zu können und sich am Ende des
Entscheidungsprozesses das den indivi-
duellen Bedürfnissen am besten entspre-
chende, gern auch persönlich anspre-
chendste Exemplar - paarweise, natür-
lich - herauszufiltern.
Klein oder groß?
STEREO unterscheidet sowohl im monat-
lichen Testspiegel als auch im vorliegen-
den Jahrbuch zwischen Kompakt- und
Standlautsprechern. Auch sind die Bewer-
tungsprozente der Klangnoten nicht mit-
einander vergleichbar. Das wollen wir
begründen:
Die Physik setzt einem kleinen Gehäuse
ebenso wie einem flächenmäßig kleinen
Tieftonlautsprecher gewisse Grenzen, was
Maximalpegel und tiefste Frequenzen
angeht. Ähnliches gilt aber auch für die
Raumgröße, denn ein mit üppigem Volu-
men gebauter und mit großen Treibern
opulent, potent und souverän aufspie-
lender Standlautsprecher benötigt auch
entsprechenden „Auslauf“, er überfordert
sonst einen zu kleinen Raum schnell, bläst
ihn geradezu auf. Die Folge: Es dröhnt.
Dafür wäre andererseits ein Kompakt-
lautsprecher schneller mit der akustischen
Befüllung eines Saales überfordert, die
Gefahr des „Verhungerns“ wäre gegeben.
Rein räumlich gesehen kommt es also
bei rationaler Betrachtung und Ausklam-
merung von Ausnahmen eigentlich nur
bei mittelgroßen Räumlichkeiten über-
haupt zur Qual der Wahl.
Eine Kompaktbox benötigt aber, wenn
man sie auf einem passenden Ständer
montiert und sinnigerweise frei aufstellt,
in etwa denselben Platz wie eine kleine
bis mittlere Standbox. Hier ist also nicht
unbedingt mit einer gattinnenfreundli-
chen Einsparung zu rechnen. Die Kom-
paktboxen sehen dabei allenfalls etwas
filigraner aus. Dennoch sollte man die
alternative Positionierung auf Regal, Side-
board und TV-Tisch nur ausnahmsweise
verfolgen, meist sind hier die klanglichen
Einbußen zu hoch. Der Begriff „Regalbox“
ist somit irreführend.
Charaktere und Tugenden
Aber nicht nur die verfügbaren Räum-
lichkeiten bilden ein Kriterium, denn bei
allen Einschränkungen in Sachen Pegel
und Tiefbass haben Kompaktboxen auch
zu Recht ihre Anhänger. Denn die ver-
gleichsweise kleinen, eng benachbarten
und auf einer kleinen Schallwand posi-
tionierten Chassis kommen dem theo-
retischen Ideal einer Punktschallquelle
recht nahe. Die minimalistische Bauform
begünstigt die Abstrahlung ebenso wie
die Konstruktion einer - für in der Regel
zwei Treiber - weniger aufwändigen
Frequenzweiche. In der Praxis kann das
oft besonders schnelle Ansprechen der
masseärmeren Tiefmitteltöner mitunter
durchaus Vorteile bei Timing, Plastizi-
tät und stimmiger Geschlossenheit des
Klangbildes generieren. Dies gilt umso
mehr, wenn die Lautsprecher dem Ohr
recht nahe sind. Und es erklärt etwa die
Beliebtheit kleiner Monitore bei den Stu-
dio-Profis.
Wenn es nun aber dem Einzelfall, den
Gegebenheiten und persönlichen Vor-
lieben obliegt und nicht eindeutig und
generell bestimmbar ist, ob der Kompakt-
oder der Standlautsprecher, der Gelände-
oder Sportwagen, der Apfel oder die Birne
„besser“ sind, ist die Einteilung in separate
Kategorien zwingend. Die Wahl zwischen
Kompakt- oder Standbox ist der Entschei-
dung für ein bestimmtes Modell gewisser-
maßen vorangestellt.
Neben dem klassischen dynamischen
Lautsprecher gibt es aber als interessante
und mitunter sehr leistungsfähige Exoten
auch noch den elektro- oder magnetosta-
tischen Flächenstrahler, das schalldruck-
verstärkende Hornprinzip, den Biegewel-
lenwandler sowie Mischformen und indi-
rekt abstrahlende Lautsprecherkonzepte,
die man sich ansehen sollte. Bei einigen
wenigen, „teilaktiven“ Konstruktionen
sind Teile des Lautsprechers, meist der
Bass, schon mit Verstärker versehen.
Mitte 2011 hat STEREO die Messtech-
nik leicht verändert, weshalb die Dia-
gramme etwas anders aussehen können.
In allen Lautsprecherstrecken werden
grundsätzlich Paarpreise angegeben.
PSB ALPHA T 1
Paar um E 600
Maße: 18 x 91 x 30 cm (BxHxT)
Garantie: 5 Jahre
Kontakt:
PSB Deutschland
Tel.: 0700/77200000
www.psb-lautsprecher.de
Ausgabe 12/09
Die T1 spielt sehr gut, wäre da nicht die doch
deutliche Bassschwäche, die ihre univer-
selle Einsetzbarkeit etwas trübt. Ansonsten
ein sehr frischer, knackiger Lautsprecher,
insbesondere für kleinere Räume.
freq uenzg an g / im p e d a n z
LABOR
Auffallend früh verabschiedet sich das
Fundament der PSB schon ab 95 Hertz, was
für diese Größe nicht unbedingt üblich ist
und eher an die Satelliten eines subwoofe-
runterstützten Heimkinos erinnert. Sie sollte
demnach wandnah stehen, wirkt dort nicht
zu dick. Der Impedanzverlauf bleibt oberhalb
von vier Ohm und damit normgerecht. Auch
das Timing ist nahezu perfekt.
SEHR GUT
104 STEREO HiFi-JAHRBÜCH 2014